Rückblick auf die 3. Etappe der Gau-Grenzwanderung 2013

Schon der berühmte Dichter aus Frankfurt wusste: Frühlingswanderungen beleben unser Gemüt. So konnten durch die aufblühende Natur auch die 108 Mitwanderer(innen) aus 16 Ortsgruppen des Stuttgarter und Esslinger Gaus selbst zu neuen Höchstformen auflaufen. (2012 waren es bei wärmerem Start 131 Mitwanderer(innen)).

Annähernd wie Faust „vor dem Tor“ seinen Frühlingsmonolog beginnt – Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick – trafen sich am Vormittag des Sonntag, 28. April am osterglockenverzierten Bereich der Stadtbahnhaltestelle „Ruit“; Wanderfreunde, Bürgersleute und Handwerker, mit denen es offenbar eine unheimlich verbindende Bewandtnis hat. Wir wandern heut ins Schwabenland, ins Schwabenland hinaus, mit frohem Mut und heitrem Sinn, sind überall zu Haus.

Mit einem Fuß hängen Albvereinler und die es werden wollen, noch im Mittelalter. In dem „bunten Gewimmel“, das Faust von seiner Höhe erblickt, geht es um die Fragen, um die es immer geht: Wo geht´s lang? Wer kommt noch alles? Wie viele sind wir? Wird es regnen? Wir starteten über den Sport- und Jugendleiterschule zur Domäne Weil. Die Bäume konnten sich nichts mehr aufheben  und die blühende Verführung nicht mehr aufschieben. Es war paradiesisch. Die Gestütsgeschichte, die Geschichte Weils betrachteten sich am liebsten von Nahem: die Naturdenkmale, Salucci und Pferde.

Sie gehören dazu. “Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“ ist Selbstbestätigung. Abgefüllt mit allen nur denkbaren Naturgenüssen erreichen wir Mettingen. In manchem Durchblick zum Bahnhof, zur Liebfrauenkirche und zu den Weinbergen treten die heimatkundlichen Heerscharen auf, nachdem der Bahnhofsdurchgang des Halls wegen alle zu großem Gezeter veranlasst hatte. „Selbst von des Berges fernen Pfaden blinkten uns farbige Kleider an.“

Dass alles auch mal eine Unterbrechung benötigt, das machte den meisten Spaß. So erleichterten wir vor den Aufstieg ins „Schlurger“-Gebiet die Rucksäcke. Der „Schlurger vom Ailenberg“ könnte ein Anhänger von Faust sein.

Hier und da die Sinne wie die Rebstöcke sich öffnen lassen, war der Aufgang übers Klingenhölzle zum Melacturm, das überwältigende Schauspiel des Beginns einer neuen Vegetationsphase. Vor dem Hintergrund, dass wir als Ziel nach neun Kilometern und etwa drei Stunden, mit fünf von mir polarisierten Informationsinseln, ein Weingut haben, geraten die Winzer wie die nüchternsten Agrarökonomen, in erwartungsvolle Hoffnung, wenn die Urkräfte ihres Ackerbodens wieder erwachen.

Die Bilder für das innere Erlebnis des Frühlings, lieferten mir diese Bilanz. Der alte Winter in seiner Schwäche, die ohnmächtigen Schauer körnigen Eises oder auch das blaue Band Eduard Mörikes. Wenn wir uns nun erinnern, dann wissen wir: der Tag der Grenzwanderung: Er ist’s.

Wie beim Pudel, der in Faustens Studierzimmer knurrt, fühlten bei der Geschichte des „Mädchens von Esslingen“ einige an sich den Strom der Befriedigung versiegen und „im Durste liegen“. Ein Mädchen wurde auch vor 300 Jahren nicht zur Heldin, in dem sie vorgetäuschte Liebe mit Mordabsichten vereinte, sondern indem es hart an sich arbeitet. Viele predigten einst, dass nur der Mensch etwas wert ist, der über sich hinauswächst. Mephisto hatte wirklich etwas zu bieten

Als dann erreichte der Weg aus irdischer Gebundenheit nun die Sphären Esslinger Weinseligkeit und Stärkung, Die Aufstiegshoffnungen der mit kooperierenden Ortsgruppe Sulzgries und der Weingutbesitzer wurden erfüllt. Zwar erwecken die modernen Medien den Eindruck einer allumfassenden Öffentlichkeit, in der alle von allen und allem wissen könnten, aber ich hielt mich noch bis eine Stunde nach der Begrüßung durch den Hausherren und durch den Ortsgruppenvorsitzenden Bernd Zitzmann mit der Bekanntgabe der Fortsetzung der Grenzwanderung 2014 zurück. Es gibt in Fausts Frühlingsmonolog einen wunderbaren Reim: Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn.

Und auch die Grenzwanderungen von der kahlen zur blühenden Jahreszeit sind eine solche Erfrischung des Gemüts. Die Grenzwanderung führt zusammen. Nächstes Jahr vom Stuttgarter Gau in den Rems-Murr-Gau. Die Wunschmaschine ergab den Sonntag, den 18. Mai 2014 als Fortsetzungstermin. In Richtung Remstal von Uhlbach aus. Die Rommelshäuser helfen mit.

Manche sind danach dann gleich flott aufgebrochen – nur immer weiter und weiter laufen von einem Höhepunkt zum anderen. Fausts eingefleischter Egotrip hat eine auf die Altersentwicklung zurückzuführende Weise Schule gemacht.

Euer / Ihr
Jürgen Gruß

Gaukulturwart
29.04.2013

Begrüßung der Wandergruppe von Jürgen Gruß GGW2013-0002 GGW2013-0003 GGW2013-0004 GGW2013-0005 GGW2013-0006GGW2013-0007 GGW2013-0008 GGW2013-0009GGW2013-0010 GGW2013-0011 GGW2013-0012GGW2013-0013 GGW2013-0014 GGW2013-0015GGW2013-0016 GGW2013-0017 GGW2013-0018 GGW2013-0019 GGW2013-0020 GGW2013-0021 GGW2013-0022 GGW2013-0023 GGW2013-0024 GGW2013-0025 GGW2013-0029 GGW2013-0026 GGW2013-0028 GGW2013-0031 GGW2013-0049  GGW2013-0030 GGW2013-0050  GGW2013-0034 GGW2013-0035 GGW2013-0032 GGW2013-0033GGW2013-0036 GGW2013-0037 GGW2013-0038  GGW2013-0042 GGW2013-0051 GGW2013-0054 GGW2013-0055 GGW2013-0044